Scharnitz / Pertisau –Wenn der Karwendel ruft, kommen sie alle: Wanderer, Läufer, Naturverliebte. Und am 30. August 2025 war es wieder so weit – der legendäre Karwendelmarsch führte über 50 Kilometer von Scharnitz nach Pertisau und für viele über 30 Kilometer bis zur Eng. Was bleibt, sind nasse Schuhe, leuchtende Augen und Geschichten, die man nicht vergisst.
Ein Start mit Hoffnung – und dann kam der Regen
Der Morgen in Scharnitz war überraschend freundlich. Die Wolken hielten sich zurück, die Luft war frisch, und die Stimmung am Startpunkt vibrierte vor Vorfreude. Kein Regen, kein Wind – nur gespannte Gesichter und das rhythmische Klacken der Wanderstöcke. Doch etwa eine Stunde nach dem Start, als sich die ersten Höhenmeter Richtung Karwendelhaus auftürmten, setzte Regen ein. Zunächst kaum spürbar, dann zunehmend präsenter – begleitet von Nebelschwaden, die die Bergwelt in eine mystische Kulisse tauchten.
„Es war, als würde uns das Gebirge testen, ob wir es wirklich ernst meinen“, schrieb ein Teilnehmer auf Facebook. Und ja – sie meinten es ernst. Die kühlen Temperaturen um die 8°C sorgten für klare Gedanken und ein Gefühl von Abenteuer.
Zwei Wege, ein Ziel: Natur erleben
Die volle Distanz führte über 50 Kilometer bis nach Pertisau am Achensee – ein Weg, der durch das Johannistal, vorbei am kleinen Ahornboden und durch das Falzthurntal führte. Wer dort ankam, hatte nicht nur eine sportliche Leistung vollbracht, sondern auch eine innere Reise hinter sich.
Doch auch die 30-Kilometer-Strecke hatte ihr eigenes Finale: Sie endete in der Eng – einem Ort, der wie aus einem Märchenbuch wirkt. Umgeben von uralten Ahornbäumen, saftigen Almwiesen und steilen Felswänden, war die Eng für viele das eigentliche Ziel. „Ich wollte nicht weiter – nicht weil ich nicht konnte, sondern weil ich bleiben wollte“, schrieb eine Teilnehmerin auf Instagram. Und wer einmal dort war, versteht das.
Nachhaltigkeit, die man schmeckt
Die Veranstalter – darunter der Tourismusverband Achensee und der Naturpark Karwendel – zeigten erneut, wie man Großveranstaltungen umweltfreundlich gestalten kann. Plastikfreie Labestationen, regionale Produkte wie Käse aus der Engalm und Bio-Müsliriegel sorgten nicht nur für Energie, sondern auch für ein gutes Gewissen.
Die „BIO vom BERG“-Station am kleinen Ahornboden war ein kulinarisches Highlight – und ein Ort, an dem man kurz innehielt, tief durchatmete und sich daran erinnerte, warum man hier war.
Gänsehaut in Bildern
Die Social-Media-Welt war voll von Momenten, die unter die Haut gingen: durchnässte Wanderer, die sich gegenseitig aufmunterten; ein Vater, der seinem Sohn die letzten Meter bis zur Eng auf den Schultern trug; eine Gruppe, die trotz Regen spontan ein Lied anstimmte. Der Hashtag #karwendelmarsch2025 wurde zur digitalen Chronik eines Tages, der mehr war als nur ein Marsch.
Fazit: Der Karwendelmarsch ist kein Event – er ist ein Gefühl
Der Karwendelmarsch ist etwas Besonderes. Er ist leiser, ehrlicher, näher am Menschen. Es geht nicht um Bestzeiten, sondern um Begegnungen – mit der Natur, mit anderen, mit sich selbst.
Und wenn man am Ende in Pertisau oder in der Eng steht, durchnässt, erschöpft und glücklich, dann weiß man: Man war Teil von etwas Echtem. Etwas, das bleibt.